UNESCO Weltkulturerbe

Kolonial – Senegal – Saint-Louis

An der Mündung des Flusses Senegal und angrenzend an den Staat Mauretanien, liegt die westafrikanische Stadt Saint-Louis. Ihr afrikanischer Name in Wolof ist „Ndar

Die Altstadt Saint-Louis des ehemaligen Französisch-Westafrika, mit seinen Kolonialbauten, gehört nunmehr zum Weltkulturerbe der UNESCO.  In Saint-Louis mischen sich die Traditionen mit der Gegenwart. Ein Hauch von Wüste und Wasser, Afrika und Europa.

Eine unbewohnte Insel Namens Ndar wurde 1659 zur französischen Siedlung in Afrika. Den Namen Saint-Louis erhielt die Stadt später von Ludwig IX von Frankreich „Louis IX, genannt auch Saint Louis„. Schon bald betrieb man auch hier den Sklavenhandel und den Handel mit Fellen und Bienenwachs.

Saint-Louis teilt sich heute in drei Teile auf. Auf dem Festland liegt der neuere Teil der Stadt, auf der Insel Ndar befindet man sich inmitten von Kollonialbauten und auf der Landzunge herrscht das raue Fischerleben.

Schaut man sich die Karte von Saint-Louis näher an, versteht man den Spitznamen „afrikanisches Venedig„.

Statt Wüste – Kolonialbauten

Eigentlich sollte es heute nach Lompoul gehen. Aber der Wind wird immer stärker, der Wüstensand fegt durch das Land und wirbelt alles auf. Das wird kein gemütlicher Abend in der Wüste, bei Lagerfeuer und afrikanischer Musik. Die Route wird geändert. Statt nach Lompul geht es weiter nach Saint-Louis, in das afrikanische Venedig.

Von unterwegs versuchen wir alles umzumodeln. Die Wüstenübernachtung einen Tag zu verschieben und dafür eine Nacht früher im Hotel in Saint-Louis klar zu machen. Den Mann in Lompoul bekommt der Fahrer ans Telefon und der war natürlich über die Planänderung nicht gerade begeistert, aber mit dem Sandsturm macht das nun mal keinen Sinn. In Saint-Louis erreichen wir leider keinen und fahren dennoch auf gut Glück in die Stadt.

Die Fahrt dauert heute aufgrund der Routenänderung länger als geplant. In Saint-Louis hat bereits der Abend begonnen. Vor dem Hotel steht ein Security Mann. Vieux und er versuchen die Madame telefonisch zu erreichen. Sie scheint unterwegs zu sein und kommt in etwa einer halben Stunde.

Um die Ecke vom Hotel befindet sich direkt am Fluss gelegen, ein Restaurant und wir beschließen die Zeit dort mit einem Drink zu überbrücken.

Ich bestelle bei dem netten Herren ein Flag, ein Bier hier in Senegal neben dem zweiten bekannten Bier, das La Gazelle. Er lächelt und er verschwindet. Etwas verwundert stelle ich fest, dass er vom Restaurant weggeht. Wenige Minuten später kommt er aus der Dunkelheit wieder und stellt mit einem roten kleinen Handtuch versteckt lächelnd das Bier auf den Tisch. Jetzt wird es klar, in Senegal wird wie in Australien eine Lizenz zum Verkauf von Alkohol benötigt, die scheint er nicht zu haben. Aber er scheint jemanden in der Nähe zu kennen, der eine hat ;-).

In der Zwischenzeit ist die Hotelbesitzerin zurück und zum Glück hat sie noch ein Zimmer frei. Kleiner als das ursprünglich gebuchte, aber ein Zimmer für die nächsten Tage in Saint-Louis. Madame ist ein schicke und elegante Frau, die ihr Hotel mit sehr viel Liebe zum Detail aufgebaut hat. Auch das Zimmer ist mit vielen kleinen Details ausgestattet und ganz wunderbar.
Am Morgen steht das Frühstück bereit. Eine lange Tafel die zum Austausch mit Madame und den anderen Gästen einlädt. Der Tisch ist mit so vielen Köstlichkeiten gedeckt, genau wie das ganze Hotel Maison d’Hôtes au Fil du Fleuve mit so viel Liebe um Detail. Es gibt natürlich Baguette, selbstgemachte Marmeladen wie Mango mit Ingwer, frisch gepresste Säfte mit heimischen Früchten und Käse aus Senegal. So lecker!

Kunst in Saint-Louis

Gleich neben dem Hotel hat sich ein Künstler niedergelassen. Seine Werkstatt ist voll mit ausgedienten Fährrädern und Teile. Er fertigt aus ihnen Kunstgegenstände, Musikinstrumente und Skulpturen. Den Himmel entgegen bis ganz nach oben stapeln sich die alten Drahtesel und ich bin ganz begeistert. Schade das ich nur mit Handgepäck unterwegs bin.

Künstler in Saint-Louis, Senegal
Artiste Sculpteur
Sur vélos motos Recylés
Fall Meissa, Saint Louis, Senegal
Rue Ribet (ex-Saraba) Sud Saint-Louis
Instagram #africanbikeart
Google Maps

Saint-Louis

Jetzt wird es Zeit die Stadt zu erkunden. Es geht durch die kleinen Gassen, vorbei an Boutiqen, Straßenhändlern und Kolonialbauten. Farbenfrohe und tolle Wandbilder an einigen Ecken von Saint-Louis ziehen wieder meine Aufmerksamkeit auf sie.

Kinder spielen auf einem ausgetrockneten Boden Fußball.

Saint-Louis erinnert an ein anderes Senegal, ein Land, das durch die Europäer geprägt wurde. Das zieht sich durch die ganzen Straßen hinweg. Die Menschen hier sind an die wenigen Touristen gewöhnt. Die Stadt ist sauber und nicht überlaufen.

Behind the sences

Und auch das gehört dazu. Wie entstehen eigentlich meine Bilder. Meistens total schräg mit Verrenkungen. Zum Glück sehe ich mich dabei nicht, ausser es macht jemand ein Foto. Wie in diesem Fall.

Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. So entstehen meine Fotos. Nicht so glamourös, oder? Hihihi.

Ein Stück weiter kommen mir eine Gruppe Mädchen entgegen. Sie kommen wohl von der Schule und kichern, lachen und haben einfach Freude. Dann rufen sie laut, lachen mir entgegen und im selben Augenblick werden sie etwas scheu und kichern verschämt.

Ein Mädchen nimmt allen Mut zusammen und möchte ein Selfie. Also kommen alle Mädels zusammen und wir machen ein Selfie nach dem anderen. Mal mit einem Herzchenrahmen um das Foto, mal wird es noch kitschiger.

Zum Schluss drückt mir eines der Mädchen noch einen Kuss auf die Backe und alle freuen sich und gehen weiter.

An der ein oder anderen Ecke wird heimisches Gemüse, Kokosnüsse verkauft und Händler mit Handkarren verkaufen Orangen, die fein säuberlich auf dem Karren trapiert sind.

In einer Seitenstraße wird fleißg Holz zugeschnitten und ein Mann restauriert einen kleinen Schrank. Ich beobachte ihn eine Weile und er zeigt mir stolz seine Holzwerke.

Kurz vor der Verabschiedung bitte ich ihn noch um ein Foto. Er legt kurz seine Arbeit nieder und willigt ein.

Zwischen all den Kolonialbauten und teilweisen zerfallenen Häusern, zeigen sich Kunstbilder an den Mauern. Abseits der Touristenpfade finde ich die bunte, kreative, schöne und zugleich große Gemälde.

Ich ziehe weiter durch die Straßen von Saint-Louis und lasse alle Eindrücke auf mich wirken. Die Geräusche, Gerüche und die Menschen, denen ich begegne. Wie das Leben hier sein mag. Es begenen mir Menschen, die unterschiedliche Lebensstile haben, einen anderen Glauben haben und unterschiedlich gekleidet sind.

Genau das ist das Reisen, das Kennenlernen, von für uns gefühlt fremden, dennoch für die Menschen die dort leben, eigentlich das Bekannte.

Respektvoll sollte der Umgang mit dem „fremden“ sein. Sowohl in die eine, wie auch in die andere Richtung. Ein verstehen der unterschiedlichen Kulturen, Sitten und Bräuche.

Manchmal passiert es, das man eine Grenze überschreitet, ob bewusst oder unbewusst. Tatsächlich ist mir das in Saint-Louis passiert, als ich diesen Ziegen Hirten sah. Ich fand diesen Moment so einzigartig, das ich ohne zu fragen, dieses Foto machte.

Und manche Fotos, entstehen einfach durch den Zufall. Als dieser Mann seinen Weg ging. Wohin auch immer.

Ehemaliges Waisenhaus in Saint-Louis, Senegal

Mittlerweile habe ich verstanden, das Fotos von Menschen, die ich so gerne bei interessanten Gesichtern mache, nicht erwünscht sind, trotz einem Lächeln und netten Fragen. Meist erhalte ich eine Abweisung. So streune ich durch die Straßen und finde dort interessante Motive an Häusern, Gassen und den Eindrücken drum herum.

Das wahre Leben in Saint-Louis – Das Fischerdorf

Abseits der Touristenroute, von feinen Klonialbauten, schicken Restaurants und Andenken, findet das wahre Leben von Saint-Louis statt. Der Fluß trennt diese Orte und von der anderen Seite kann man einen Teil des Fischerdorfs erahnen. Eine unscheinbare Brücke führt in den Ort. Man pendelt zwischen zwei Welten, die nicht unterschiedlicher sein können.

Ein Blick in die Seitenstraßen lässt erahnen, wie anders doch hier das Leben auf der anderen Seite von Saint-Louis ist. Die Menschen hier leben von der Fischerei und haben nichts mit den Touristen auf der anderen Flußseite zu tun. Für sie ist das Leben hart und so anders.

„The future is female“

Ein kleines Mädchen steht an der Wohnungstür. Zunächst schüchtern, dann lächelnd.

Süßer Knirps mit Löckchen und einem zurückhaltenden Lächeln. Die Mama beobachtet im Flur das Treiben vor der Tür und gewährt ein Foto.

Erst später erkenne ich die Aufschrift auf dem T-Shirt des kleinen Mädchens „The future is female„. Ich hoffe es für sie!

Die zwei Tage in Saint-Louis neigen sich dem Ende zu. Kontrastreich und mit vielen Facetten hat sich die Stadt gezeigt. Jetzt geht es weiter auf meiner Senegal Reise. Spannend was noch passiert und welche Erlebnisse auf mich warten.

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